Laboraty of Critique and Foresight

Mittwoch, 23. September 2015, 19 Uhr

Das “Slow-Media-Manifest” und die “Declaration of Liquid Culture” –

Sabria David im Gespräch mit Sabine Maria Schmidt

Sabria David ist ausgebildete Germanistin und Linguistin und arbeitet als Medienforscherin. Sie ist Mitgründerin und Leiterin des Slow Media Instituts (mit Sitz in Bonn), das zu den Auswirkungen und Potentialen des digitalen Wandels auf Gesellschaft, Arbeit und Medien forscht und berät. Zusammen mit dem Soziologen Benedikt Köhler und dem Marktforscher Jörg Blumtritt verfasste sie 2010 das Slow Media Manifest, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und internationale Reaktionen erfahren hat.

Dabei plädieren die Autoren für neue aktive, nachhaltige und selbstbestimmte Kulturtechniken im Umgang mit den digitalen Medien.

Warum ein Manifest? Welche theoretischen Debatten werden geführt? Welche Strategien, Kompetenzen und Chancen lassen sich entwickeln, um den gravierenden technologischen Entwicklungen der letzten fünfzehn Jahre zu begegnen? Und welche Rolle spielt hierbei noch das Konzept des „mündigen Individuums“?

Vom Konsumenten zum Prosumenten, Sharing is caring, Kollaboration und Selbstausbeutung, „Ego oder Wir sind Viele“, Schwarmintelligenz und Verflüssigungen. Neben der Vorstellung des „Slow Media Manifestes“ wird der Talk auch Begrifflichkeiten und Terminologien in der aktuellen Mediendiskussion kritisch hinterfragen.

Mittwoch, 26. August 2015, 19 Uhr

Stille und Stimmen

Juergen Staack und Thomas W. Rieger im Gespräch mit Janine Blöß und Sabine Maria Schmidt

Im Zeitalter einer alles beherrschenden globalen Bildkultur stellt Juergen Staack (geb. 1978) die Frage nach den bilderzeugenden Grundlagen und Elementen gänzlich neu. In seinen frühen Arbeiten untersuchte der Düsseldorfer Künstler und ehemalige Schüler von Thomas Ruff das Wesen der Visualität von Fotografie. Was macht ein Foto zum Bild? Welche Rolle spielt der Betrachter? Kann man Bilder ebenso beschreiben wie fotografieren? Aus diesen Fragestellungen entwickelt er Abstraktionen, Tonstücke und Performances, die aus dem Anschaulichen in das erzählte Bild hinüberführen. So bat Staack Menschen unterschiedlichster Herkunft in ihrer Muttersprache Fotos zu beschreiben, während sie diese zerstörend übermalten.

Für seine Arbeiten forscht Staack auf seinen zahlreichen Reisen durch Asien, Europa oder Sibirien nach lokalen Sprachtraditionen, die weltweit vom Aussterben bedroht sind. Vergegenwärtigt werden ebenso die mit ihnen verknüpften kulturellen Traditionen und ökonomischen Überlebensstrategien – wie die Auktionssprache japanischer Thunfischhändler („Tsukiji“, 2010) oder die illegal an Mauern angebrachten Telefonnummern von chinesischen Tagelöhnern („Wei“, 2012).

Im Januar 2012 reiste Juergen Staack mit Thomas Neumann nach Sibirien, wo Staack dem Phänomen des „Eisflüstern“ auf der Spur waren, bei dem sich extreme Kälte nicht nur spüren, sondern auch hören lässt („Ice-Whispering“, 2013).

Thomas W. Rieger ist Kunsthistoriker, Autor, Galerist und Mitinitiator des „Approximation Festival“ in Düsseldorf. Zusammen mit den Kuratorinnen Sabine Maria Schmidt und Janine Blöß gehen die Gäste der Bedeutung von „Stimmen und Stille“ in der Gegenwartskunst nach.

Die Installation „Ice-Whispering“, 2013, sowie weitere dort entstandene Arbeiten sind zudem Teil der Ausstellung “DAILY SOUNDS ALL AROUND – Akustische Spurensuche von Lebenswelten”, die vom 13. August – 27. September 2015 im WELTKUNSTZIMMER zu sehen und auch am Abend vor dem Gespräch zu besichtigen ist.

Mittwoch, 24. Juni 2015, 19 Uhr

Darknets und ein Paket an Mr. Assange

Die “!Mediengruppe Bitnik” im Gespräch mit Sabine Maria Schmidt

“Wir sind überzeugt, dass es eine Aufgabe der Kunst ist, Ränder auszuleuchten und zeitgenössische, gesellschaftliche Fragen zu thematisieren.”

Seit über zehn Jahren agieren die Künstler der !Mediengruppe Bitnik an den Schnittstellen sichtbarer und unsichtbarer Räume und folgen den Strukturen und Spuren, die eine fortschreitende Überwachung hinterlässt. Im Ruhrgebiet war die Künstlergruppe 2010 im Rahmen des Projektes „Hacking the City“ präsent, zapfte öffentliche Überwachungskameras an und speiste diesen die Aufforderung zum Schachspiel zu.

Mit ihren jüngsten Aktionen haben die Künstler internationale Aufmerksamkeit und Diskussion erregt. So programmierten sie für ihre Einzelausstellung in St. Gallen eine Software (Bot), die automatisierte Einkäufe erledigte. Die algorithmisch erworbenen, zum Teil illegalen Waren wurden aus der Ausstellung beschlagnahmt und warfen damit grundlegende Fragen zur Debatte um Künstliche Intelligenz auf.

2013 sandte die !Mediengruppe Bitnik ein Postpaket an den Wikileaks-Gründer Julian Assange in die ecuadorianische Botschaft, das den eigenen Postweg mittels einer im Paket installierten Kamera dokumentierte. Das Paket an den in Bahrain inhaftierten Menschenrechtsverteidiger Nabeel Rajab hingegen wurde am Flughafen in Dubai abgefangen.

Mittwoch, 13. Mai 2015, 19 Uhr

Krieg und Migration: “You & Me”, ein Projekt zwischen Bosnien,Deutschland und den USA

Katja Stuke und Oliver Sieber im Gespräch mit Sabine Maria Schmidt

Die Fotografen Katja Stuke (geb. 1968) und Oliver Sieber (geb. 1966 in Düsseldorf) sind inzwischen weltweit tätige Handlungsreisende in Sachen Fotografie, mehr unterwegs als zuhause in ihrem Düsseldorfer Atelier in der Ronsdorfer Straße. Wie kaum andere deutsche Künstlerinnen und Künstler aus ihrer Generation haben sie in ihrem Werk die Alltagskultur Japans reflektiert oder die mythischen Orte des Films zum Gegenstand ihrer Fotografie gemacht. Unter dem japanischen Namen »Kobayashi« (der ähnlich geläufig ist wie der deutsche Name »Böhm«) formieren sich die unterschiedlichsten Aktivitäten des Künstlerpaars, wie etwa das “Böhm Handelszentrum”, ein ausschließlich virtuell bestehender Ausstellungsraum im Internet.

Im “Labor für Kritik und Weitsicht” stellen die beiden ihr neues Fotoprojekt “You and Me” vor, das den Spuren und dem Lebensweg einer in Bosnien geborenen Kriegsflüchtigen und ihrer Emigration in verschiedene Länder Europas und den USA folgt.

Zudem werden in den Räumen des Gästezimmer Videoarbeiten der Künstler gezeigt, die im Kontext des Projektes entstanden sind, darunter „Visum“, „Leaving Zvornik“, und „Quotes und Headline“.

Auftaktveranstaltung:

Mittwoch, 22. April, 19 Uhr

Expanded Journalism – Kunst im Fernseh- und Online- Journalismus

Alain Bieber im Gespräch mit Sabine Maria Schmidt

Wie hat der Online-Journalismus die Kunstberichterstattung verändert?

Alain Bieber (geb. 1978) ist deutsch-französischer Journalist, Autor, Kurator für zeitgenössische Kunst und Chefredakteur von ARTE Creative. Ab dem 1. April 2015 ist er als künstlerischer Leiter des NRW-Forum Düsseldorf tätig.

Sabine Maria Schmidt ist Kunsthistorikerin, Lehrbeauftragte und Kunstkritikerin und war seit 1997 an verschiedenen Museen (u.A. Kunsthalle Bremen, Lehmbruck Museum, Museum Folkwang) und als freiberufliche Kuratorin tätig. Seit dem Frühjahr 2015 unterstützt sie konzeptuell das Team im WELTKUNSTZIMMER.

Fotos: Norman Schlupp